Oft werde ich gefragt, ob ich mit 32 Jahren nicht zu jung für das Amt des
Oberbürgermeisters der Stadt Stuttgart bin. Ich antworte stets, dass mein Alter
möglicherweise meine Wahlchancen beeinträchtigt, aber nicht meine Befähigung.
Denn die Eignung für das in der Tat herausragende Amt ist nicht zuerst eine
Frage des biologischen Alters, sondern der personalen Qualitäten.
Dass man Anfang 30 solche Ämter übernehmen und erfolgreich ausfüllen kann,
zeigen bekannte Beispiele: Hans-Jochen Vogel war 34 Jahre alt, als er 1960
Oberbürgermeister von München wurde. Erwin Teufel begann sein politisches Wirken mit
der Wahl zum Bürgermeister von Spaichingen im Alter von 25 Jahren und Lothar
Späth wurde mit 34 Jahren Chef der CDU-Landtagsfraktion, die mit absoluter
Mehrheit regierte.
Es kommt also darauf an, was einer will und kann.
Meine ersten politischen Erfahrungen habe ich schon vor 20 Jahren gemacht. Mein
Vater, der allseits als Remstal-Rebell bekannte Homo Politicus, hat mir schon
mit 12 Jahren Redeauftritte vor voll besetzten Stadthallen verschafft. Mit ihm
und meiner Mutter Erika Palmer bin ich in der Jugend jeden Sommer auf die
Wochenmärkte zwischen Schorndorf, Ulm und Tübingen gefahren. Ich weiß, was es
heißt, von drei Uhr morgens bis nachts um elf zu schaffen, und ich weiß, was die
Menschen reden, wie man mit den Schwaben und Neigschmeckten spricht und was sie
wollen. Ich bin gerne unter Leuten, ich gehe auf sie zu, ich suche den Kontakt
und das Gespräch. Das sind Eigenschaften, die ein Manfred Rommel hatte, ein
Wolfgang Schuster aber schmerzlich vermissen lässt.
Das Abitur habe ich - hier ist Bescheidenheit fehl am Platz - mit einem der
besten Ergebnisse landesweit abgeschlossen. In Tübingen studierte ich Mathematik
und Geschichte bis zum erfolgreichen Examen in Sydney 1999. Die Fächerwahl ist
ungewöhnlich, aber sehr bewusst, denn ich wollte mir Kenntnisse in zwei
Basiswissenschaften der Natur und des Geistes erwerben, die ich um das große
Latinum und das Graecum ergänzt habe. Ein Auslandsjahr in Sydney und ein Jahr
als Rettungssanitäter beim DRK in Fellbach haben meinen Horizont erweitert und
durch Konfrontation mit Tod, Armut und Krankheit den Realitätssinn gestärkt.
Seit mehr als zehn Jahren bin ich aktiv in der Tübinger Kommunalpolitik
engagiert. Es ist mir dort gelungen, noch ohne politisches Mandat eine Vielzahl
von Verbesserungen zu erreichen. So war ich maßgeblich daran beteiligt, in
Tübingen ein Semester-Ticket für alle Studierenden einzuführen. Die Initiative und
die Pläne für den sehr erfolgreichen Nachtbusverkehr im Raum Tübingen-Reutlingen
stammen von mir. Dem Schwäbischen Tagblatt, der Tübinger Lokalzeitung, war
dieses Engagement 1996 die Verleihung eines mit 5000 Mark dotierten
Umweltpreises wert.
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Meine politische Grundüberzeugung brachte mich 1996 endlich zu den Grünen: Ich
halte es für zutiefst ungerecht, dass wir, die heute in den reichen Ländern
lebenden Menschen, 80% der Weltbevölkerung vom Wohlstand ausschließen, selbst
80% der Ressourcen für uns beanspruchen und für kommende Generationen nichts
mehr übrig lassen. Das zu ändern ist mein Anspruch.
In den Bundestags- und OB-Wahlkämpfen im Tübingen des Jahres 1998 lernte ich das
Handwerk der Parteiarbeit und profilierte mich in der Stadtöffentlichkeit. Nach
dem Studienabschluss stand ich daher vor der Wahl zwischen Wissenschaftskarriere
und Politik. Prof. Hans-Peter Ullmann, an dessen Lehrstuhl ich mehrere Jahre
tätig war, bot mir ein Stipendium der Volkswagenstiftung für eine Dissertation
über ein Thema der Wirtschaftsgeschichte an. Die Tübinger Grünen suchten einen
Landtagskandidaten. Ich wählte das Risiko, schlug das Stipendienangebot aus und
kandidierte gegen drei Mitbewerber. Ich wurde im ersten Wahlgang gewählt und von
den Bürgerinnen und Bürgern des Wahlkreises Tübingen im Jahr 2001 in den Landtag
geschickt. In der Fraktion der Grünen bin ich umwelt- und verkehrspolitischer
Sprecher.
Vielleicht wenden Sie ein, dass hier eine Station als Verwaltungsjurist fehlt.
Das sehe ich nicht als Nachteil an. Fachleute und Juristen gibt es in der
Stadtverwaltung mehr als 10 000. Der Oberbürgermeister muss Sachverhalte schnell
begreifen, sie politisch einordnen, im Team mit seiner Verwaltung arbeiten und
Ziele vorgeben. Das kann ich. Im Gegensatz zum Amtsinhaber, bin ich aber darüber
hinaus auch in der Lage, die eigentliche Aufgabe eines Oberbürgermeisters
auszufüllen, nämlich ein Bindeglied zwischen Verwaltung und Stadtgesellschaft zu sein.
Noch ein Wort zu meiner Familie. Ich werde immer wieder gefragt, warum ich sie
nicht auf Wahlplakaten zeige. Das hat einen einfachen Grund: Meine Familie steht
nicht zur Wahl und ich lebe in einer emanzipierten Partnerschaft. Meine
Partnerin hat mir freie Hand für diese Kandidatur gegeben, aber eine Bedingung
daran geknüpft: Sie will die Familie aus dem Wahlkampf vollständig heraushalten.
An diese Abmachung halte ich mich.
Sie sehen, wenn Stuttgart einen neuen OB wagen will, dann bin ich genau der
Richtige. Wenn Sie noch mehr über mich wissen wollen, zögern Sie nicht, Kontakt
mit mir aufzunehmen.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
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