Vor allem junge Familien zieht es seit rund 20 Jahren immer st�rker in das nahe und ferne Umland, weil es in Stuttgart an bezahlbarem Wohnraum und vor allem Wohneigentum fehlt.
Stuttgart kann mit Baufl�chen auf dem Land preislich nicht konkurrieren. Neubaugebiete im Stadtgebiet sind auch keine L�sung, weil der �berbauungsgrad der Gemarkung bereits 50% erreicht hat und nur auf Kosten der Naherholungsqualit�t weiter erh�ht werden k�nnte.
Aus diesem Dilemma gibt es einen Ausweg: das Fl�chenrecycling. In Stuttgart liegen bis heute gro�e Fl�chen brach, und in den n�chsten Jahren kommen riesige Gebiete f�r neue Nutzungen hinzu: das Messegel�nde auf dem Killesberg, die Areale von B�rger- und Olgahospital, aber auch Teile von Berg oder des einst zum Olympiadorf auserkorenen Cannstatter G�terbahnhofs. In diesen Gebieten liegt Stuttgarts bauliche Zukunft.
Schon heute zeichnet sich ab, dass die darin liegende Chance ohne politische Kurskorrektur vergeben wird. Trotz der vorbildlichen Vorarbeiten ("Nachhaltiges Baufl�chenmanagement Stuttgart") beherrschen Investorenmodelle die Stadtplanung - es entstehen langweilige Wohnblocks und Monostrukturen.
Das muss nicht sein. Ich will die Stadtplanung den B�rgern zur�ckgeben. Das Instrument der Wahl schlummert ungenutzt im Baugesetzbuch: der � 165 zum "st�dtebaulichen Entwicklungsbereich". Dieser erm�glicht planerische Vorgaben f�r eine verdichtete, nutzungsgemischte Bebauung lebendiger Quartiere nach dem Vorbild der klassischen mitteleurop�ischen Stadt.
Nur so kann die "Stadt der kurzen Wege" neu geschaffen werden, die Wohnen und Kultur,
Arbeiten und Einkaufen, Spielen und Begegnung im Quartier zusammenbringt
und den allgegenw�rtigen Autoverkehr auf wenige zentrale Achsen konzentriert.
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Die alten und neuen Bewohner solcher Quartiere bestimmen von Anfang an durch moderne Formen der B�rgerbeteiligung �ber die k�nftige Gestaltung ihres Lebensumfelds mit.
In solchen neuen Stadtquartieren finden junge Familien g�nstiges Wohneigentum. Die Stadt kann im st�dtebaulichen Entwicklungsbereich den Quadratmeterpreis niedrig halten, ohne Spekulation zu beg�nstigen, und durch verdichtete, aber individuelle Bauformen wird der Quadratmeter Wohnfl�che mit dem Einfamilienhaus im Gr�nen preislich konkurrenzf�hig.
Die Stadt der kurzen Wege ist ein Beitrag zur L�sung der Verkehrsprobleme und eine Alternative zur Zersiedelung im Umland. Sie ist aber auch eine st�dtebauliche Antwort auf den grundlegenden Wandel der Sozialstruktur in Deutschland. Dieser ist gepr�gt von zwei Megatrends: Die Deutschen werden �lter und die Zugewanderten zahlreicher.
Einfamilienhaussiedlungen k�nnen in 30 Jahren Einsamkeitssiedlungen f�r alte Menschen sein. Reine Wohnbl�cke in den St�dten werden schlimmstenfalls zu unbeherrschbaren sozialen und ethnischen Ghettos, die Einwanderung unlenkbar und Integration unm�glich machen.
Nutzungsgemischte Quartiere k�nnen helfen, beide Entwicklungen besser unter Kontrolle zu bringen. Wer den Nachbarn aus der Fremde im Quartier als Mitmenschen erlebt, tr�gt zur Integration bei; wer auch im Alter in der Stadt im Mehrgenerationenhaus eine Wohnung besitzt, kann den Jungen helfen und sich von den Jungen helfen lassen. Ohne modernen St�dtebau wird der Sozialstaat unbezahlbar. Ich will das schmale Zeitfenster nutzen, um die Stadt auf die sozialen Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten, damit das Miteinander der Generationen und Kulturen gelingt.
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