Kunst und Kultur in ihrer hohen Qualität haben den guten Ruf der Stadt auch international befördert und gefestigt. Institutionen wie die Staatsoper, das Literaturhaus, die Internationale Bach-Akademie oder die eher avantgardistische "Musik der Jahrhunderte" im Theaterhaus haben deshalb auch stetige Unterstützung und ausreichende öffentliche Förderung verdient. Genauso wie die einmalige und originelle Kleintheater-Landschaft in unserer Stadt, in der auch Kinder und Jugendliche auf ihre Kosten kommen.
Die Kulturverwaltung unter Wolfgang Schuster war auf oft peinliche Art und Weise mehr mit sich selbst, als mit der Weiterentwicklung kultureller Konzepte und Modelle beschäftigt: Ich halte ein personelles Revirement im Kulturamt ohne schwarzen Schutzmantel für die Voraussetzung gelingender Kulturpolitik. Ich setze auf selbstständige und eigenverantwortliche Kulturinstitutionen; ich will, dass junge und neue Projekte durch eine objektivierte Projektförderung ihre Chance in der Stadt bekommen. Ich werde Stadtbrachen viel stärker als Chance der Wirtschaftsförderung und der jungen Kultur nutzen: Dort entwickelt sich heute die Spitzenkultur von morgen.
Städtische Kultur begreife ich nicht nur als Standortfaktor und Bildungsgut: Sie ist die Form eines positiven städtischen Lebensgefühls, das Erinnerung und Zukunft, Freiheit und Notwendigkeit, Logik und Gefühl spielerisch zusammenbringt und so eine humane Stadtgesellschaft fördert.
Kunst und Kultur sowie Menschlichkeit und Toleranz bedingen sich gegenseitig.
Die humane Stadtgesellschaft bringt Kunst und Kultur hervor und lässt sich von diesen inspirieren und stärken.
Deshalb gehört zu einer menschlichen Stadt eine aktive Kulturpolitik, genauso wie eine Politik der Weltoffenheit
und der Hilfe für die Schwachen und Bedürftigen.
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Mit dem "Stuttgarter Modell" der dezentralen Unterbringung von Asylsuchenden wurde dieser Gedanke vorbildlich aufgegriffen. Leider sind heute wieder viele Sammelunterkünfte in Betrieb, und aus wirtschaftlichen Gründen wird erwogen, eher die kleinen Häuser zu schließen als die großen Einrichtungen. Ich spreche mich für mehr Menschlichkeit aus: Massenunterkünfte sind den Hilfe suchenden Menschen unwürdig und verhindern die notwendige Integration. Deshalb sollen vorrangig die Sammelunterkünfte geschlossen werden.
Weltoffenheit wird in Stuttgart schon heute gelebt. In kaum einer anderen deutschen Großstadt ist der Anteil der Menschen ohne deutschen Pass so groß wie hier. Und dank des modernisierten Staatsbürgerschaftsrechts sind viele Zuwanderer in Stuttgart heute Deutsche. Stuttgart braucht einen Oberbürgermeister, der die Leistungen der Zuwanderer nicht nur in Sonntagsreden lobt, sondern aktiv für deren volle Anerkennung eintritt - auch dann, wenn es um Modernisierungen des Ausländerrechts geht. Ich will ein Oberbürgermeister für wirklich alle Stuttgarterinnen und Stuttgarter sein, gleich welcher Herkunft und Hautfarbe.
Toleranz gegenüber dem Andersartigen ist in Großstädten wichtiger als andernorts, weil die Gegensätze und Differenzen nicht nebeneinander existieren können. Stuttgart sollte dies als Chance für Experimente begreifen und nicht angestrengt trennen, was zusammengehört. Das Abschieben von Schwulen und Lesben auf ein Bezirksrathaus ist der zum Scheitern verurteilte Versuch, soziale Barrieren in der Stadt aufrechtzuerhalten. Ich will, dass auch auf dem Standesamt gleichgeschlechtliche Partnerschaften eingetragen werden können.
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